Es gibt Rechtsträger und Linksträger. Und öfters kommt mal die Frage auf, welches Handgelenk denn ursprünglich für die Uhr vorgesehen ist. Grundsätzlich ist die Frage nicht kriegsentscheidend, prinzipiell kann man das erst mal so machen wie man möchte. Aber gibts auch eine korrekte Form? Und wann sollte man die beachten? Wir räumen mal mit dieser uralten Frage auf.
Es kommt darauf an
Die schlimmste aller Antworten auf eine Frage. "Es kommt darauf an" ist meistens so hilfreich wie das Gemächt des Papst. In diesem Fall aber Entwarnung: Es kommt darauf an, ob man Links- oder Rechtshänder ist. Von vielen Leuten wird die Uhr als störend empfunden, wenn man alltägliche Tätigkeiten wie Schreiben oder Kochen ausführt. Da dort vor allen Dingen die geübtere Hand zum Einsatz kommt, kann die Uhr da schonmal die Bewegung des Handgelenks einschränken. Von daher trägt der Rechtshänder die Uhr meistens links, der Linkshänder entsprechend umgekehrt. Und wie es so schön heißt: Ausnahmen bestätigen die Regel. Bevor jetzt das Protestfähnchen geschwenkt wird, gilt es natürlich zu sagen, dass dies keine Pflicht ist. Und manch einer hat die Uhr, obwohl er Linkshänder ist, vielleicht schon immer links getragen. Letztendlich geht es auf den Tragekomfort zurück. Und wo mancher die extra dünne Emporio Armani Slimline mit Lederarmband schon als zu schwer empfindet, bereitet einem anderen die wuchtige Nixon 51-30 mit Edelstahlarmband keinerlei Probleme. Es ist also letztlich eine persönliche Entscheidung. Und manch einem, dem ich dazu geraten habe mal das Handgelenk zu wechseln, war daraufhin über das völlig neue Tragegefühl erstaunt. Wieso also nicht auch mal ausprobieren. Es gibt aber noch einen weiteren Punkt:
Das piekst aber
Das Dilemma der Träger größerer Uhren: Man bewegt das Handgelenk, und bekommt die Bewegung mit einem Piekser quittiert. Nämlich genau dort, wo sich Krone (Einstellknopf der Uhrzeit) und die Stoppuhrknöpfe (sogenannte Chrono-Drücker) in den Handrücken bohren. Das klingt jetzt ein wenig theatralisch, aber tatsächlich ist das eine relativ unangenehme Sache. Und vor allen Dingen sind Träger von größeren Uhren betroffen, da diese natürlich am ehesten mit dem Handrücken an die Uhr anstoßen. Und zu welcher Lösung greift man dann? Richtig - Handgelenk wechseln. Aber dann stört die Uhr ja wieder, oder? Und schon wieder ein Dilemma. Oder doch nicht? Für solche Fälle wurde einerseits das Design optimiert, um Drücker und Krone möglichst gut an die Gehäuseform anzupassen, und somit hervorstehende Ecken und Kanten zu vermeiden. Das ist allerdings noch nicht der Weisheit letzter Schluss. In vielen Fällen, zum Beispiel bei der Nixon 48-20 oder auch der 51-30 mit beträchtlichen 48mm bzw. 51mm Durchmesser, wurden die Knöpfe einfach umgesetzt. Somit wäre das Problem geschickt umschifft, und der Rechtshänder kann die Uhr problemlos links tragen. Leider hat in diesem Zusammenhang der Linkshänder das Nachsehen. Da es allerdings statistisch gesehen mehr Linksträger als Rechtsträger gibt, wurde das wohl in Kauf genommen. Das beruht vor allen Dingen auf Gründen, die weit zurück liegen:
Historisch gesehen
Ja, wie war das eigentlich früher? Da gab es noch keine Uhren mit Batterien, und man musste eine Uhr immer aufziehen. Dafür hat man einfach an dem Rädchen, mit dem man die Uhrzeit einstellt (die Krone), in der eingefahrenen Position gedreht. Und da es ganz früher ja auch noch unschick war, Linkshänder zu sein, waren fast alle Leute Rechtshänder. Viele Kinder wurden damals auch regelrecht gezwungen mit rechts zu schreiben, auch wenn die linke Hand eigentlich die bessere gewesen wäre. Somit wurden mehrheitlich Rechtshänder hervorgebracht. Und weil als Rechtshänder die rechte Hand die starke, filigranere Hand ist, wurde diese immer zum Aufziehen genutzt. Es war daher am einfachsten, wenn die Krone am Gehäuse rechts sitzt, und die Uhr am linken Handgelenk getragen wird. So lässt sich die Uhr relativ angenehm aufziehen. Säße die Krone links am Gehäuse, müsste man schon ziemliche Verrenkungen machen, oder die Uhr zum Aufziehen ausziehen. Und würde man die Uhr am rechten Handgelenk tragen, wäre es mit dem Aufziehen auch schwierig. Von daher ist es relativ einfach erklärbar, wieso die Uhr auch heute noch links getragen wird, oder wieso auch noch viele Linkshänder dieser Gewohnheit nachkommen. Und aus dieser Tradition heraus sitzt auch bei den meisten batteriebetriebenen Uhren die Krone noch rechts, auch wenn das Aufziehen schon lange der Vergangenheit angehört. Ob das gut so ist? Fraglich. Aber da gerade Uhren eine sehr historische Verbundenheit pflegen, und auch wenn mechanische Uhren eigentlich von den Quarzuhren hätten abgelöst werden müssen, so scheint doch eine Vielzahl immer noch die klassische Form zu bevorzugen. Und so lässt sich auch erklären, dass nur wenige Hersteller die Krone bis jetzt auf die linke Seite umgesetzt haben, um das Tragen am linken Handgelenk komfortabler zu gestalten.
Fazit
Aus Tradition wird eine Uhr eigentlich immer links getragen. Die Auffassung heutzutage ist allerdings eine andere: Als guter Stil gilt, die Uhr am bequemeren Handgelenk, also rechts oder links zu tragen, solange ein Finger breit Abstand zwischen Handrücken und Uhr ist. Die Uhr sollte also nicht direkt mit auf dem Handrücken aufsitzen. Von daher muss man keine Angst haben, mit der Seitenwahl einen modischen Fauxpas zu begehen. Lediglich wenn man eine Uhr mit Aufzug trägt, die heute nahezu ausgestorben ist, sollte man die Uhr – auch als Linkshänder – am linken Handgelenk tragen.
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